Unbegreiflicherweise gibt sich auch die ARD immer mehr dem zeitgeistigen Hecheln nach dem neuesten Bild, dem neuesten Statement, gleich wie inhaltsleer es sein mag hin und opfert die ehedem vorhandene „Erklär-Kompetenz“ dafür. Das war jetzt die zweite Woche in Folge beim Weltspiegel zu beobachten. Hier gibt es seit einiger Zeit die Tendenz, den Programmablauf an aktuellen Geschehnissen auszurichten. So jetzt zwei Mal zu „Griechenland“, beide Male gab es zu eigentlich nichts Neues zu berichten, beide Male folgte ohnehin ein Brennpunkt–das Exempel für puren newsgeilen Journalismus.
Am Weltspiegel besticht ja eigentlich gerade das Unaufgeregte, NICHT der bloß atemlos abzubildenden Aktualität verpflichtete, sondern auf Hintergründe und Erklärungen abstellende. Für diejenigen, die das sinnentleerte Aufsagen von Vermutungen und Altbekanntem vor einer Fototapete (Akropolis, Weißes Haus, Ratsgebäude Brüssel) á la Brennpunkt schätzen, gibt es diese ja — bedauerlicherweise mit inflationärer Tendenz.
Warum diese Nichtigkeiten nun unbedingt ca. 60 Minuten vorher auch noch im Weltspiegel versendet werden müssen, man begreift es nicht. Genau das kann doch jeder — jeder Sender, jede Website, jede Zeitung mit ihren ähnlich überflüssigen „Live-Tickern“. Die Qualitäten über die nur die ÖR, insbesondere die ARD, verfügen, werden dabei vernachlässigt.